620 Kurven auf rund 100 Kilometern, 59 Brücken und eine einzige Straße. Die Hawaii State Routes 36 und 360 – besser bekannt als „The Road to Hana“ – führen von der einstigen Zuckerrohrstadt Kahului an der Nordküste Mauis entlang der Ostküste zum kleinen verschlafenen Ranch-Örtchen Hana. Nicht die Stadt ist es, sondern die Straße selbst, die fasziniert.

Road to Hana Roundtrip an einem Tag

Wir starten früh morgens. 7 Uhr. Dort, wo der Hana Highway von der Hauptstraße zu einer Nebenstraße und unser kleiner Roadtrip zum Ausflug ins wahrhaftig Grüne wurde. Mile Marker 0.

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Pipi-Pause am Kaumahina State Wayside Park

Es war als wäre die ganze Welt ein wenig langsamer geworden. Von Kurve zu Kurve schien das Durchatmen leichter zu fallen. Denn auch das bedeutet Aloha – „Atem des Lebens“. Und zusammen mit dem vielen Wasser umgab uns im tropischen Regenwald im Osten Mauis die geballte Ladung Aloha. In Form von Sauerstoff, der uns durch die ganze Pflanzenvielfalt zuteil wird, sowie durch die Lebensweise der Menschen hier, die nach wie vor ihre Hawaiianischen Traditionen leben.

Es war natürlich regnerisch. Doch auch wenn uns der große Wolkenbruch erspart blieb, schien unserem ortsansässigen Fahrer Larry von Polynesian Adventure Tours der aktuelle Wasserhaushalt ausreichend hoch, um vor dem Baden in den natürlichen Pools zahlreicher Wasserfälle zu warnen. Schade.

Nur eines der vielen Highlights entlang des Weges: die Keanae Peninsula mit ihrer schroffen Küstenlinie. Schwarze Lava-Zinnen ragen aus dem Boden wie die zerstörten Reste einer alten Stadtmauer. Und tatsächlich wurde dieses Gebiet im Jahr 1946 von einem Tsunami überrollt und fast vollständig zerstört. Einzig eine alte Steinkirche blieb weitestgehend verschont und steht hier heute noch.

Mit Country-Music auf den Ohren – vielen Dank dafür, Larry, und das meine ich sehr sehr ernst – näherten wir uns dem Örtchen Hana. Vorher jedoch erwartete uns noch ein Stop im Waianapanapa State Park. Darauf hatte ich mich so sehr gefreut und nun endlich konnte ich meine Füße in diesen tiefschwarzen Sand des Pa’iloa Beach wühlen. Was interessierte mich da bitteschön diese rätselhafte Mungo-Attacke auf dem Parkplatz?

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Pua’a-lu’u Falls

In Hana angekommen führte unser Weg weiter – entgegen aller guten Ratschläge – auf dem Piilani Highway entlang der Kehrseite des Haleakala von Kipahulu nach Ulupalakua. Wir hatten wirklich, wirklich, wirklich viele Wasserfälle gesehen. Und als original Schwarzwaldmädel, für das Wasserfälle grundsätzlich kein seltener Anblick sind, wäre mir persönlich ja lieber gewesen, wir hätten am einen oder anderen Roadside Stand auf einen Smoothie, Kaffee oder ein Bananenbrot und zwei bis 28 Fotos Halt gemacht.

Die Seven Sacred Pools aber boten auch mir ein noch nie gesehenes Naturereignis. Der hohe Wasserstand und die Stärke der Strömung machte das Baden in den Pools zwar unmöglich, das tosende Schauspiel dafür aber umso imposanter …

Tatsächlich wurde der Piilani Highway von hier an deutlich ruppiger. Auf einer Strecke von etwa acht Kilometern war die Straße unbefestigt und schaukelte uns stellenweise ordentlich durch. Die sich ändernde Straßenbeschaffenheit passte zur Szenerie, die sich vom üppigen Dschungel nach und nach zur Trockengras- und schließlich zur kargen Felslandschaft an den südlichen Ausläufern des Haleakala wandelte.

Als stolze Hana Highway Road Warrior erreichten wir nach etwa zehn Stunden die Tedeschi Winery in Ulupalakea, wo wir zur Weinprobe gebeten wurden. Dieses Angebot nahm nicht nur ich dankend an. Leider ließ das Zeitfenster eines Tagesausflugs meines Erachtens viel zu wenig und zu kurze Stopps zu. Ich will nicht behaupten, wir wären durchgeheizt, denn das wäre auf dieser Strecke sowieso nicht möglich. Und es knipst halt auch nicht jeder so viel wie ich. Dennoch würde ich empfehlen: Lasst euch Zeit, Freunde des pegpflegten Roadtrips, viiiel Zeit, und ihr werdet diese Straße lieben!

Road to Hana Tipps & Tricks

1. Bis Hana und zurück – tu’s nicht.

Die Fahrt bis Hana wird mit etwa 2,5 Stunden angepriesen. Reine Fahrzeit. Dann hast du noch nichts gesehen und musst auf dem selben Wege wieder zurück. Tatsächlich ist das das gängige Selbstfahrer-Prozedere – nicht zuletzt auch, weil viele Mietwagenfirmen von der etwas schrofferen Back Road to Hana abraten. Dabei würde ich persönlich die trockene Südseite des Haleakala nicht missen wollen. So schlimm ist sie gar nicht. Im Gegenteil. Mal abgesehen davon befinden sich wie ich finde die schönsten Spots kurz vor oder erst nach Hana. Wenn du also das Pulver zu früh verschießt, geht dir am Ende womöglich das Beste durch die Lappen, weil die Zeit knapp wird.

2. Sei vorbereitet.

Ich habe mich für den Roundtrip inklusive der Back Road to Hana entschieden. Und zwar in Form einer Kleingruppen-Tour. Würde ich jetzt, da ich nun weiß, wo es sich zu stoppen lohnt, natürlich nicht mehr machen. Doch wenn du eigenständig unterwegs bist und womöglich nur einen Tag zur Verfügung hast, solltest du gut vorbereitet sein und wissen, wo du hin willst. Oder du verlässt dich auf jemanden, der’s weiß. Spontanität, Irrfahrten und langes Suchen lässt das Zeitfenster von einem Tag leider kaum bis gar nicht zu.

Generell kann ich dir zum Schlaumachen das Guidebook Maui Revealed* ans Herz legen. Als Audio Tour Guide während der Fahrt dient die Road to Hana Maui GyPSy App. Sie funktioniert offline und informiert und navigiert via GPS.

3. Übernachte in Hana.

Viele meiner absoluten Lieblings-Spots liegen rund um Hana. So kann man im Waianapanapa State Park zum Beispiel gut auch einen ganzen Tag verbringen anstatt nur ein schnelles Selfie am Black Sands Beach zu schießen. Auf einem insgesamt knapp 10 Kilometer langen Wegenetz können bizarre Lavaformationen, Höhlen, antike Stätten und heimische Wälder durchwandert werden.

3. Fahr‘ in umgekehrter Richtung.

Der Geheimtipp: Das Feld von hinten aufrollen. So entkommst du den Massen am ehesten. Highlights wie die Seven Sacred Pools und den Pipiwai Trail kannst du so morgens in aller Frische und hoch motiviert zuerst angehen.

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