„Nächster Halt: Greifswalder Straße!“ – so die Information der netten Tram-Dame, die sich mit der Stimme meines Gewissens über die Unfähigkeit des Fahrkartenautomaten, Scheine zu schlucken, unterhält. Sorry, Münzen sind leider aus. Der Alexanderplatz ist nicht mehr allzu weit. Ich könnte aussteigen und zu Fuß gehen … vielleicht an der nächsten Station. Gut, dann an der übernächsten. Was bei Weiß wie Weißensee begann hat sich entlang der Straßenbahnlinie M4 auf der Grauskala alter, baufälliger DDR-Bauten zu Kohlrabenschwarz wie Schwarzfahren entwickelt.


Bunt wie Bundesrepublik
Und wo bitte ist jetzt dieses bunte Berlin, von dem ständig alle reden? Det wees de Peter janz jenau. Durch und durch Berliner Schnauze mit dem richtigen Schuss scharfer Ironie. Einer der „schwätzt wie’m de Schnabel gwachse isch“, wie wir Badener sagen würden. Er kennt sämtliche Hauptstadt-Nuancen und präsentierte heute morgen bereits den Ort, an dem all unsere vermeintlichen Lieblingsfarben zum gemeinsamen Farbenspiel* zusammenkommen. Manch einer denkt an Helene Fischer auf der Fanmeile am Brandenburger Tor – auch gut, allerdings nicht ganz das, was gemeint ist! Doch nur wenige Gehminuten davon entfernt liegt das Reichstagsgebäude, das die Farbpalette der Politik beherbergt – den Deutschen Bundestag. Draußen: die Einheitsflagge in Schwarz, Rot, Gold. Drinnen: Angie, die in limonengelber Schale amüsiert über grüne Sticheleien schmunzelte. Und auf der Besuchertribüne, ganz und gar farblos, stets die heimliche Mission im Hinterkopf, etwas aus dem gar nicht schlecht gesicherten Bundestag mitgehen zu lassen – det war icke, wa!
Keine Sorge, es blieb bei einem Hygienebeutel aus der Bundestags-Toilette. Mit dem Bombenalarm am Alex habe ich nichts zu tun, und da ich fürs Schwarzfahren ja wohl wirklich nichts kann, muss sich auch das Sicherheitspersonal im Kanzlerinnenamt nicht vor mir fürchten.







Nicht perfekt, aber frei!
Das ist nicht das „Bunt“, das ich erwartet hatte. Gibt es in dieser Stadt auch Farben, dann liegen – bis auf die ein oder andere Oase – die aller meisten begraben in einem verworrenen Hauptstadtknäuel aus Baustellen, Dreck und Beton. Hier und da blitzen in Signalrot einige der Berliner Bauwut geopferte Euros durch. Wieviele genau? Ooch det weeß de Peter. Die Wunden der Vergangenheit, aus dem Kampf um diese unsere demokratische Freiheit, wollen weiter verarztet werden. Doch die Narben, sie bleiben.




„Guten Morgen Berlin du kannst so hässlich sein so dreckig und grau.“
„Schwarz zu blau“, von Peter Fox, Seeed
Berlin ist anders bunt. Eher so „Scheiß druf, was die andern sagen“-bunt. Die Stadt mit ihrer ewig unfertigen Kulisse scheint erneut befreiend für ihre Bewohner: kein übertriebener Perfektionismus, keine Ideale, keine falschen Erwartungen – nicht an die Stadt, nicht an sich selbst und schon gar nicht an andere. Frei und verschieden, tolerant und weltoffen. Originell, mit starkem Hang zum Bekloppten. Det is Berlin. Und wem’s zu bunt wird, der kann ja jehn!
In diesem Sinne, schön war’s, aber ich bin dann mal wieder im Schwarzwald!




Meine bunten Berlin-Oasen
Infos und Veranstaltungstermine unterwww.binbaden.com
Infos unterwww.eastsidegallery-berlin.de
Wo sind deine bunten Berlin-Oasen?
Ab in die Kommentare damit!


Diese Reise wurde mir im Rahmen einer BPA-Fahrt vom Bundestagsabgeordneten Matern von Marschall (MdB) ermöglicht. Meine persönliche Meinung bleibt wie immer davon unbeeinflusst.
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Guter Hinweis mit den Oasen. :) Und sehr schöne und eindrucksvolle Bilder hast du hier gepostet.