Kapstadt. Sonne und Regen zugleich. Und die Summe: bunt. So viel Regenbogen in schlichtem Schwarz-Weiß. Wo gebaut wird, gebettelt, gefeiert, gelebt. Gebadet in Armut und Reichtum, in zwei Ozeanen, indisch und atlantisch. Und dazwischen … die Hoffnung. Die Farben der Stadt, ihre vielen Facetten und meine besten Kapstadt-Tipps … bitte schön.

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1. Golden Haze … oder Camps Bay

Mein erster Tag auf afrikanischem Boden verabschiedete sich in Goldgelb. Camps Bay, das ist ein kleines Fleckchen Afrika für Anfänger. Wo sich betuchte Europäer schmucke Immobilien mit Meerblick kaufen, 90-60-90-Blondinen sich am weißen Strand bräunen und die High Society durch die Nacht snobt. Camps Bay ist schon schön. Goldgelb. Und doch frage ich mich: „Wo bitte geht’s nach Afrika?“

Tipps rund um Camps Bay

Restaurant-Tipps
Unterkunft
Wir haben vier Nächte in den Bayview Penthouses in Camps Bay verbracht – wunderschön an den Hängen der Zwölf Apostel gelegen. Der Name ist Programm, die Sicht aufs Meer ungetrübt. Die Gastgeberin war super hilfsbereit und hatte ein offenes Ohr für alle Anliegen und Wehwehchen. Vier Nächte im Doppelzimmer kosteten uns 336 Euro.
Fotos gucken und buchen unter www.booking.com oder direkt über www.bayviewpenthouses.co.za

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2. Dried Herb … oder Table Mountain

Wahrlich und ganz offiziell zählt der Tafelberg zu den 7 Neuen Wundern der Natur. In der Tat: Es wird ordentlich aufgetischt! Am nördlichen Ende einer Gebirgskette, die sich über die ganze Cape Peninsula bis hinab ans Kap der Guten Hoffnung erstreckt, wird der Millionenstadt Kapstadt der Garten Eden auf dem Sandstein-Tablett serviert. Der Artenreichtum im Table Mountain Nationalpark und die teils bedrohte Kap-Fynbos-Vegetation sind einzigartig auf diesem Planeten. 69 Prozent der vorkommenden Pflanzenarten – darunter viele extremst widerstandsfähige und immergrüne Heidekrautgewächse – sind ausschließlich hier am Kap zu finden.
Trotz der Touristenmassen, die tagtäglich über Kapstadt und seinen Hausberg herfallen … der Tafelberg ist ein Traum. Als würde man von Wolke sieben auf die Welt hinabschauen.

Tipps rund um den Tafelberg

Table Mountain Aerial Cableway
In schlechtester Touri-Manier haben wir uns bequem an die gedeckte Tafel gesetzt, um per Seilbahn den Gipfel zu erstürmen. Das Gedränge an der Table Mountain Aerial Cableway ist groß und die Warteschlangen lang. Entspannt ist sicherlich anders. Um uns einen kleinen Vorsprung zu verschaffen, haben wir das günstigere Nachmittags-Ticket schon vorab online gebucht. Übrigens scheinen die Massen in der zweiten Tageshälfte in der Regel auch etwas lässiger zu sein als in den frühen Morgenstunden. Direkt bei der Talstation befindet sich eine Hop-on-hop-off-Haltestelle, sodass ein City Sightseeing Ticket durchaus von Nutzen sein kann.
Infos, Preise und Online-Tickets auf www.tablemountain.net
Table Mountain Hiking Trails
Die ganze Pracht der Natur lässt sich bekanntlich am besten zu Fuß so richtig auskosten. An die 100 Wanderwege unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade führen hinauf aufs Plateau. Zu unterschätzen sind sie wohl alle nicht. Bei 1.086 Höhenmeter bleiben steile Aufstiege eben nicht aus. Wie schon erwähnt, bin ich leider noch nicht selbst zu Fuß aufgestiegen. Der etwa 4- bis 5-stündige Trek durch die Skeleton Gorge über die Rückseite des Tafelbergs wäre meine erste Wahl. Der Weg durch die Platteklip Gorge scheint der am stärksten frequentierte.
Eine kurze Beschreibung verschiedener Wanderrouten findest du unter blog.rhinoafrica.com
Meine Kollegin Lisa berichtet auf ihrem Blog Helle Flecken von ihrem Aufstieg durch die Skeleton Gorge: www.helleflecken.de
Ultra Trail Cape Town
Die Eier hätte ich auch gerne … mal eben auf den Tafelberg zu rennen! Fräulein Draußen aka Kathrin Heckmann hat im vergangenen November am Ultra Trail Cape Town (UTCT) teilgenommen. In knapp sieben Stunden hat sie 35 Trail-Kilometer hinter sich gelassen. Der Aufstieg auf den Tafelberg durch die Platteklip Gorge ist Teil der Strecke und fordert bereits 700 von insgesamt 2000 Höhenmetern ein. Chapeau!
Über ihre ultra-krasse Lauferfahrung und Trailrunning rund um Kapstadt spricht Kathrin auf www.fraeulein-draussen.de
Details zum UTCT: www.ultratrailcapetown.com

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3. Lion … oder Signal Hill & Lions Head

Das Tafelbergmassiv in seiner ganzen Ausdehnung schließt sowohl die Zwölf Apostel an der Atlantikküste als auch den Löwen samt Kopf und Hinterteil ein. Wind und Wetter haben über viele Jahre hinweg Lions Head und Lions Rump, besser bekannt als Signal Hill, vom Rest des Massivs getrennt. Ein harter Granitsockel verschafft dem Tafelberg etwas Zeit, bevor auch er von den Elementen irgendwann vollständig dahingerafft werden wird.
Während Lions Head nur auf Wanderpfaden erobert werden kann, führt eine asphaltierte Straße auf den heimlichen Hausberg der Kapstädter mit bestem Blick auf den Tafelberg. Picknick und Sundowner … auch gut. Wir haben’s allerdings mal mit Fliegen probiert. Gleitschirmfliegen. Start: Signal Hill. Ziel: Sea Point.

Tipps rund um Signal Hill & Lions Head

Paragliding Cape Town
Ein Tandemflug über den Dächern von Kapstadt kostet R1300 (ca. 81 Euro), Fotos und Videos zusätzliche R300 (ca. 18,75 Euro). Wie lange du durch die Lüfte schweben und das Panorama genießen kannst ist schwer zu sagen, da stark abhängig vom Wetter. Auch wenn die Windbedingungen eher suboptimal waren, habe ich mich stets gut aufgehoben und sicher gefühlt. Insofern, Daumen nach oben!
Infos und Buchungen unter www.paraglidingcapetown.com
Lions Head Hiking Trail
Auf seinem Blog „Jeder kann draußen!“ berichtet Janko darüber, wie er den Löwenkopf bezwungen hat: jederkanndraussen.de

4. Ginger … oder Bo-Kaap

Ein Stadtteil erblüht in tausend Farben, Gerüchen und orientalischen Klängen.


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5. Silver Blue … oder V & A Waterfront

Spiel, Spaß, Spannung, Shopping und Schiffe … das ist die Cape Town Waterfront heute. Das Kleingeld klimpert in den Taschen ihrer Besucher. Dabei sah es zeitweise düster aus für das einst blühende Hafenviertel der britischen Queen Victoria und ihrem Sprössling Prince Alfred. Schnell wurde es zu klein und damit untauglich für die neuen Technologien im British Empire nach der Jahrhundertwende. Bis Ende der 1980er lag das Gebiet völlig verwahrlost brach. Die 1988 gegründete „Victoria and Alfred Waterfront (Pty) Ltd“ hat den Wiederaufbau des Areals und die Restauration der historischen Gebäude angepackt und die Waterfront in Kapstadt Stück für Stück zu neuem Leben erweckt.

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Tipps rund um die Waterfront

African Trading Port (ATP)
Es ist kein Touri-Krempel der hier billig verscherbelt wird. Art-Scouts durchkämmen ganz Afrika auf der Suche nach einzigartigem, mit viel Herzblut geschaffenem Kunsthandwerk, das im alten Port Captain’s Building zum Verkauf steht. Ich steh‘ drauf! Wer mir was schenken will, kann’s mir direkt heimliefern lassen.
Infos unter www.waterfront.co.za
Watershed Craft Market
Ein Paradies für Souvenir-Jäger. Kein made-in-China! Auch in der Watershed-Halle dürfen ausschließlich in Afrika und aus afrikanischen Materialien handgemachte Originale verkauft werden. Der Kunsthandwerksmarkt hat täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr.
Wer hier was verkauft findest du auf www.waterfront.co.za
V & A Food Market
Hier kann man sich gut, günstig, international und lokal durchfressen.
Mehr Infos auf www.waterfrontfoodmarket.com und www.waterfront.co.za

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6. Rustic Brown … oder Township

Der ein oder andere wird jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber wir haben’s tatsächlich getan … eine Township-Tour. Über Pros und Kontras solcher Touren lässt sich sicherlich streiten. Hier meine Meinung dazu – und die kannst du an dieser Stelle auch gerne überspringen:

Wir gaffen ohne Skrupel auf die schicken Villen der Reichen in Camps Bay, knipsen die hübschen, bunten Häuschen in Bo-Kaap aus allen erdenklichen Perspektiven und wandern ungeniert durch jedes andere Wohngebiet der Stadt. Von rostigen Wellblechhütten, den Townships und ihren Bewohnern aber nehmen wir Abstand und schaffen damit genau das, was wir eigentlich und ja auch zu Recht so verurteilen … Ungleichheit und Abgrenzung. Ich glaube, wir neigen oft dazu, Dinge tot zu diskutieren und damit Konflikte vorab loszutreten. Manchmal tut’s vielleicht auch ein wenig gesunder Menschenverstand und etwas Empathie.
Muss denn wirklich erst groß darauf hingewiesen werden, die Privatsphäre anderer zu respektieren und sich lokalen Regeln und Gepflogenheiten angemessen zu verhalten? Echt jetzt? Sollten wir das nicht sowieso immer und überall tun? Klar lösen wir so keine tiefgründigen Probleme, aber bestimmt bringt es die Menschen einander näher. Und Nähe ist das Gegenteil von Abgrenzung.

Ich bin in Langa, Kapstadts erstem und ältestem Township, und dem angrenzenden Gugulethu auf sehr nette und herzliche Menschen gestoßen, die sich über unseren Besuch sehr feuten. Und ja, natürlich auch, weil wir eventuell etwas Kleingeld für ein Armband, Ohrringe oder Korbwaren liegenließen oder bei Mzoli’s für ein typisch südafrikanisches Braai vorbeischauten.

Tipps zur Township-Tour

LaGuGu Township Tour
LaGuGu gehört zu City Sightseeing South Africa – das sind die mit den roten Hop-on-hop-off-Bussen. Die Township-Tours in Kapstadt finden in Kleingruppen statt. Unser Guide stammte selbst aus dem Township Langa, so dass er von dem ein oder anderen Bewohner zu einem Schwätzchen überredet wurde und einige persönliche Anekdoten zum Besten geben konnte.
Details zum Tourenprogramm und Preise unter lagugutours.co.za
Mzoli’s Place
Die LaGuGu Tour endete mit einem fetten Steak bei Mzoli’s. Mzoli’s Place ist eigentlich eine Metzgerei. Seit der Eröffnung im Jahr 2003 verwandelte sich die kleine Garage in Gugulethu, in der Fleisch verkauft wurde, zu einem beliebten Lokal mit tollem Essen und viel Party-Potenzial. Geht auch unabhängig von einer Township-Tour.

7. Merlot … oder Cape Winelands

Edle Tröpfchen a la Fronkreisch.


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8. White Sand … oder Boulders Beach

Ende des 17. Jahrhunderts beschloss die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) ihre Flotte über die Wintermonate in der False Bay zu parken. Die Landzunge im Osten der Bucht hielten sie in dichtem Nebel fälschlicherweise für das Kap der Guten Hoffnung und landeten so unbeabsichtigt in der „Falschen Bucht“. Simon’s Town wurde zum Hafen ausgebaut und ist bis heute ein südafrikanischer Marinestützpunkt geblieben.

Heute ist Simon’s Town vor allem für eines bekannt: Pinguine. Im Süden des Städtchens schirmen große, runde Granitmurmeln wunderschön weiße Sandstrände von Wind und Wetter ab – und das kommt nicht nur den menschlichen Besuchern zugute. Boulders Beach ist einer von nur drei Orten in Südafrika, wo Jackass- oder zu deutsch Brillenpinguine noch in freier Wildbahn zu finden sind. 1983 war es ein einziges Pärchen, das sich in die Büsche beim Strand geschlagen und Adam & Eva gespielt hatte. Heute gehören zur Pinguin-Kolonie rund 2500 drollige Watschler.

Tipps rund um Boulders Beach

Boulders
Um die Tierchen vor ihrer eigenen Popularität zu schützen, sind Strand und Umgebung mittlerweile Teil des Table Mountain National Park. An einer Nationalparkgebühr führt also kein Weg vorbei (ca. R45, 4 Euro für Erwachsene). Der nördliche Strandabschnitt mit Visitor Centre und Boardwalk heißt in Wahrheit Foxy Beach. Hier nesten und brüten die kleinen Scheißerchen, was sie nicht davon abhält auch den Rest des Örtchens neugierig zu erkunden. Weiter südlich ist Boulders Beach ein Badestrand geblieben und auch dort kann sich hinter jedem Fels, jeder Hecke oder in jeder Welle ein frecher Vogel verstecken.
South African National Parks (SANParks) informiert in einer kleinen Broschüre über die Pinguine am Boulders Beach: Broschüre kostenlos downloaden

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9. Storm … oder Cape of Good Hope

Cape of Storms – so nannte der portugiesischer Entdecker Bartolomeu Dias das Kap, das unter Seefahrern des 15. und 16. Jahrhunderts für seine heftigen Meeresstürme verflucht war. An die 130 Schiffe soll das Kap am Zipfel Afrikas schon erfolgreich versenkt haben. Eines versucht bis heute vergeblich die Klippen der Landzunge zu umschiffen. Wir kennen es alle … die Flying Dutchman*. Seine Hartnäckigkeit hat ihrem überheblichen Kapitän und seiner Besatzung nichts als die Verdammnis eingefahren, für immer als Untote durch die Weltmeere zu irren.

Entgegen der Meinung vieler ist der richtige und echte südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents allerdings das Nadelkap. Um eine Strecke von etwa 55 Kilometer entlang der geographischen Länge sticht Cape Agulhas das weit bekanntere Kap der Guten Hoffnung aus. Spektakulär steile Felskliffs, atemberaubende Ausblicke von weit oben und 7.750 Hektar Naturreservat … das kann allerdings nur Cape of Good Hope bieten. Entsprechend beliebt ist es als Ausflugsziel vom nur 60 Kilometer entfernten Kapstadt. Na dann, ab ans Kap. Der frühe Vogel fängt den Wurm!

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Tipps rund um Cape of Good Hope

Cape Point Connector Trail
Der Cape Point Connector Trail verbindet wie der Name schon sagt die äußerste Spitze im Südosten der Cape Peninsula mit dem Kap der Guten Hoffnung, das sich westlich davon noch weiter in den Süden zieht. Am besten man startet am Parkplatz beim Cape of Good Hope und geht aufwärts in Richtung Two Oceans Restaurant und dann weiter zum höchsten Punkt am Kap beim Alten Leuchtturm. Hier führt der Weg als Lighthouse Keeper’s Trail weiter zum Neuen Leuchtturm am Cape Point. Insgesamt sind etwa 3,3 entspannte Kilometer und 422 Höhenmeter zurückzulegen. Allerdings gelangt man nur auf gleichem Wege auch wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Eine genaue Wegbeschreibung mit Karte und Höhenprofil gibt’s aufwww.outdooractive.com
Cape of Good Hope Overnight Trail
Auf plus/minus 33,8 Kilometern kann die Kap-Halbinsel in einer 2-Tages-Wanderung komplett umrundet werden. Die Tour muss vorher über SANParks reserviert werden, um sich einen Übernachtungsplatz in einer der Hütten zu sichern. Die Nationalparkgebühr ist bei Ankunft am Main Gate zu verrichten. Hier wird das Auto abgestellt und die Wanderstiefel werden geschnürt.
Facts, figures und Fotos liefern Campbell und Alya von Stingy Nomads:www.stingynomads.com
Chapman’s Peak Drive
Südlich von Kapstadt – zwischen Hout Bay und Noordhoek – wird die M6 in Richtung Kap für neun Kilometer zum legendären Chapman’s Peak Drive. Die Gebirgskette, die die ganze Cape Peninsula durchzieht, knallt hier ohne Puffer direkt an den Atlantik. Genau da, wo die obere Sandsteinschicht des Massivs auf einen harten Granitunterbau trifft, hat man 1915 begonnen eine Straße in den Fels zu sprengen. 1922 wurde der Chapman’s Peak Drive eröffnet.
Eine Maut von derzeit etwa R50 (etwa 3 Euro) halte ich angesichts der hohen Instandhaltungskosten für fair.
Auf jeden Fall sollte man sich vorher über die aktuelle Straßenbeschaffenheit informieren: www.chapmanspeakdrive.co.za

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