Das Leben der Isländer ist durch und durch geprägt von der Landschaft, die sie umgibt: Die Abgeschiedenheit auf einer Insel mit nur dürftiger Vegetation. Feuer, Eis und der Geruch von faulen Eiern. Groteske Lavaskulpturen, geformt von Vulkanen, Wind und Wasser. Dass die Menschen in Island in der Vergangenheit die Erklärungen für solch Naturphänomene im Glauben an mystische, wilde Kreaturen wie Elfen oder Trolle fanden, liegt auf der Hand.

Dass über die Hälfte aller Isländer bis heute daran festhalten, liegt vielleicht am tiefen Respekt und der Liebe zu ihrem Land, ihrer Kultur und ihren Vorfahren, vielleicht an ihrem eigenen wilden Herzen. Fest steht, es gibt sie, Islands wilde Kreaturen. Und einige von ihnen habe ich getroffen …

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1. Trolle

Warnung. Echte männliche Trolle stellen eine Bedrohung dar, da sie sich möglicherweise Frauen und Kinder greifen. Sie sind heute intelligenter als ihre Vorfahren. Wer solch einer Kreatur begegnet, sollte nicht versuchen, in irgendeiner Art und Weise mit ihr zu kommunizieren. Renn‘ so schnell du kannst!

www.icelandtoday.is, Übers. des Verf.

Ein Foto wird ja wohl noch erlaubt sein! Diese beiden besonders scheußlichen Exemplare der Gattung „Troll“ sind Gryla und ihr Gatte Leppaludi. Die Hosen an in deren Beziehung hat ganz klar Madame Gryla, die mit ihrem kleinlauten Angetrollten bereits zum dritten Mal verheiratet ist. Ihre Heimat ist das Dimmuborgir Lavafeld, wo sie zusammen mit ihren dreizehn Söhnen in einer Höhle hausen. Hier in Akureyri, wo sie des öfteren in der Nähe des Viking Souvenir-Shops gesehen werden, gönnen sich die beiden wohl noch ein paar freie Tage. In nicht allzu langer Zeit beginnt der Stress des alljährlichen Weihnachtsgeschäfts: Wenn gegen Ende des Jahres die Nächte länger werden, schützt die anhaltende Dunkelheit Gryla und ihre Trolligen Dreizehn beim Fangen von unartigen Kindern.

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2. Elfen

Eine offizielle Elfenbeauftragte. Elfenlandkarten, markiert mit Wohnsitzen und Wegen der seltsamen Kreaturen mit großen, spitzen Ohren und langen, spindeldürren Beinen. Die „Álfaskólinn“, eine Elfenschule. Und kleine Elfenhäuschen in den Gärten. Die Isländer tun so einiges, um ihre unsichtbaren Mitbürger bei Laune zu halten. Auf gar keinen Fall will man es sich mit ihnen verscherzen, sind sie es doch, die für’s eigene Glück oder potenzielles Pech sorgen könnten.

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3. Der Gammelhai-Opa

Von den überirdischen zu den irdischen aber nicht weniger wilden Kreaturen. Hildibrandur Bjarnason lebt mit seiner Familie an der Nordküste der Halbinsel Snæfellsnes. Der gut gelaunte Opa mit kräftig roten Wangen und einem letzten Rest weißer, zerzauster Haare führt seine Gäste stolz durch das kleine Haifischmuseum, das er auf dem Bjarnarhöfn eingerichtet hat. Dabei wirft er, obwohl er eigentlich nur Isländisch kann, gleichzeitig mit Englisch-, Deutsch- und Dänisch-Brocken um sich und weiß sich durchaus auch ohne Worte zu verständigen. Die schräge aber heitere Führung hat so ein bisschen was von „Tabu“-Spielen – International Edition. Unter reger Beteiligung aller versteht aber schließlich auch der letzte Besucher, wie Hildibrandur seinen berüchtigten Gammelhai zubereitet. Und für alle Mutigen werden am Ende Hákarl-Häppchen serviert … nichts für schwache Mägen!

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4. Skrimsli – Woll-Monster

Die Kleinen fahren voll drauf ab – und manch Große auch! Sie tummeln sich wie die Gremlins überall auf der Insel. In allen Farben, Formen und Mustern. Mit großen Glubschaugen, wilder Wuschel-Frisur und hin und wieder auch mit ’ner Nase. Keines der wolligen Mini-Monster gleicht dem anderen. Und wer will, kann sich von Monster-Macherin Alma für etwa 4.800 Isländische Kronen (etwa 31 Euro) eines der monstermäßigen Kerlchen direkt von Island heim schippern lassen.

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5. Islandpferde

Puh, was hatte ich immer Angst um die Gräten meiner Stute! Und der hoffnungslose Kampf gegen den ständigen Husten. Chronische Atemwegsprobleme verursacht von Staub, Schimmel und Milben. Heu gabs nur noch als Suppeneinlage. Da lacht der Isländer drüber, Zweibeiner wie Vierbeiner. Von wegen enge Boxen, Gitterstäbe vor den Nüstern oder zimperlige Schutzmaßnahmen für Fesseln und Hufe. Islandpferde galoppieren und tölten trittsicher über Geröll, scharfkantige Lavafelder, bergauf, bergab, durch Furchen und eisige Flussläufe. Frei und unabhängig, in wilden Herden. Draußen bei Wind, Wetter und Winter, in der Weite des isländischen Hochlandes. Diese Art der Aufzucht – isoliert im fernen Nordatlantik – formt die reinste aller Pferderassen mit unverwechselbarem Charakter: zäh, unabhängig, couragiert, zuverlässig. Und um all dies zu bewahren, darf kein Tier, das die Heimat einmal verlassen hat, je wieder einen Huf auf die Insel setzen.

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6. Wikinger

Lange blieb es menschenleer, das Land hoch im Norden. Und dann kamen sie. Die Wikinger. Aus ihrer norwegischen Heimat vergrault von der Tyrannei ihres Königs, suchten sie sich einen Ort, wo sie sich niederlassen und ihr eigener Herr sein konnten. Niemand sonst hätte wohl den weiten Weg über den Ozean gewagt als die Wikinger mit ihrer beispielhaften Schiffstechnik. Der erste, den es dauerhaft nach Island verschlug, war der gute Ingólfur Arnarson. Seine Wahlheimat fiel letztlich auf die Rauchbucht im Südwesten Islands, auch bekannt als Reykjavík.

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